Mischkultur klingt erstmal total plausibel. Verschiedene Pflanzen schützen sich gegenseitig, andere können sich nicht riechen – wie im richtigen Leben. Bei der Mischkultur versucht der Gärtner, die Nachbarn so auszuwählen, dass sie einander mögen. Das Kalkül dahinter: Wenn sich die Pflanzen im Wachstum begünstigen und gegenseitig Schädlinge vom Leib halten, muss der Gärtner weniger eingreifen und kann auf künstliche Schädlingsabwehr verzichten. Klingt logisch? Dachte ich auch.
Also wälzt Du Gartenbücher und stöberst stundenlang im Internet. Du legst Dir ellenlange Mischkulturtabellen bereit, in denen steht, was sich mit wem verträgt und was Du auf keinen Fall zusammen pflanzen solltest. Als ich zum ersten Mal mein eigenes Gemüse in Mischkultur anbauen wollte, bin ich fast an der Planung verzweifelt. Nicht nur, dass die Kombinationen unterschiedlich ausfallen, je nachdem, wen Du fragst. Teilweise widersprechen sich die Ratschläge sogar. Wochenlang habe ich getüftelt, um für jede Pflanze den passenden Partner zu finden. Willst Du dann noch die optimalen Vorgänger und Nachfolger sowie die Einteilung in Starkzehrer, Mittelzehrer und Schwachzehrer berücksichtigen, bekommst Du schnell das Gefühl, Gemüseanbau ist die reinste Raketenwissenschaft. Ist es aber nicht.
Clever kombiniert: 5 erprobte Tipps für Deinen Gemüseanbau
In meinem Gemüsegarten habe ich über die Jahre zahlreiche verschiedene Gemüsearten und -sorten in unzähligen Kombinationen angebaut. Ob es funktioniert, hängt von so vielen Faktoren ab, dass man sich für eine reiche Ernte nicht auf vermeintlich gute Partner verlassen kann. In einem feuchten, kühlen Jahr fressen einem die Schnecken über Nacht alle zarten Jungpflänzchen ab, die Tomaten kriegen Braunfäule und die Erdbeeren werden von Schimmelpilzen heimgesucht. Ist es zu heiß und zu trocken, will der Salat nicht gedeihen. Kohlweißlinge finden ihre Lieblingsspeise auch, wenn sie zwischen anderen Arten gut getarnt ist – da helfen nur Netze oder Vlies.
Um den Gemüseanbau in Mischkultur nicht unnötig kompliziert zu machen, genügen ein paar erprobte Grundregeln.
Tipp 1: Sorge für Beinfreiheit
Wechsel im Beet tief wurzelnde Gemüsearten wie Tomaten, Wirsing, Pastinaken, Möhren oder Mangold mit flach wurzelnden Arten wie Zwiebeln, Radieschen oder Feldsalat ab. So werden Wasser und unterschiedliche Nährstoffe in verschiedenen Ebenen genutzt, so dass sich die Pflanzen keine Konkurrenz machen.
Tipp 2: Platz für die Kleinen
Pflanze keinen ausladenden Kürbis oder Kapuzinerkresse neben kleine Salatpflänzchen oder Radieschen. Der logische Menschenverstand sagt einem, dass die Kürbisblätter den Salat unter sich begraben.
Tipp 3: Sorge für Licht
Setze keine sehr hohen Pflanzen wie Mais auf der Sonnenseite neben zierliche Vertreter wie Möhren oder Zwiebeln. Im Schatten kümmern die Kleinen.
Tipp 4: Beuge Krankheiten vor
Da sie von denselben Krankheiten wie der gefürchteten Braunfäule befallen werden, pflanze Deine Tomaten nie zu dicht neben Kartoffeln. An verschiedenen Enden des Gemüsegartens mit vielen anderen Arten als Puffer dazwischen, breiten sich Krankheiten zwischen den beiden weniger stark aus. Achte auch darauf, wo Dein Nachbar seine Kartoffeln oder Tomaten pflanzt.
Tipp 5: Sorge für duftende Verwirrung
Suche Dir Verbündete unter den Kräutern, die mit ihrem Duft Schädlinge verwirren und fernhalten. Kohl, Möhren und Tomaten sind neben Rosmarin oder Salbei gut aufgehoben. Ringelblumen (Calendula) sind meine Allzweckwaffe im Gemüsegarten. In ihrer Gesellschaft fühlen sich nicht nur Erbsen, Kartoffeln und Tomaten wohl. Ich versuche, so oft sich eine Lücke bietet, eine Reihe Ringelblumen zwischen das Gemüse zu setzen. Das tut auch dem Boden gut und sieht obendrein toll aus. Studentenblumen (Tagetes) wehren Wurzelschädlinge bei Kartoffeln, Tomaten, Erdbeeren und Phlox ab. Ähnlich wie duftende Kräuter wirken Zwiebelgewächse wie Schalotten, Zwiebeln und Knoblauch. Zwiebeln neben Möhren gesetzt hält die Möhrenfliege auf Abstand. Die Pflanzen kommunizieren nicht, es ist der Duft, der Angreifer verwirrt.
Hauptsache Mischen – die einzig richtige Kombination gibt es nicht
Ich habe über die Jahre viele der hochgelobten Mischkultur-Kombinationen getestet und auch das Gegenteil ausprobiert. Was soll ich sagen: Es macht keinen Unterschied, welche Kombination Du wählst, solange sie clever ist. In einem Garten mit vielen unterschiedlichen Gemüsearten, Kräutern und Blumen gedeiht alles, so gut es Boden und Wetter eben zulassen. Die meisten Pflanzen mögen die Nachbarschaft anderer Arten. Nur in Monokulturen wie in der Landwirtschaft sind Pflanzen oft anfällig für Schädlinge und Krankheiten, weshalb allerlei Chemie zum Einsatz kommt.
Also leg die Mischkulturtabellen weg und ignoriere die vermeintlich heißen Tipps aus dem Internet. Alles was Du tun musst, ist zum Grundgedanken der Mischkultur zurückzukehren. Und das ist MISCHEN. Wechsel die Gemüsesorten im Beet ab, pflanze Möhren neben Zuckerschoten und daneben Tomaten, wenn Du magst. Hauptsache, Du sorgst für Abwechslung im Beet. Ob es funktioniert, hängt von so vielen verschiedenen Faktoren wie Wetter, Boden oder Standort ab und ist jedes Jahr anders. Das eigene Gemüse anzubauen, sollte Spaß machen. Mixe die Arten und Sorten, wie es Dir in den Sinn kommt. Warum nur eine Sorte Salat anbauen? Nimm vier verschiedene! Warum nur Rote Bete, wenn Du auch Gelbe Bete oder geringelte Sorten haben kannst? Pflanze bunt und clever, und Du wirst Erfolg haben.
Es tut mir leid für all die Blogger, selbsternannten Experten und Gartengurus, die an Mischkultur glauben: Ich glaube nur, was ich sehe und selbst ausprobiert habe. Und das solltest Du auch tun. Schau mal hier, wie Du die fünf typischen Anfängerfehler im Gemüsegarten vermeidest.
Danke, das erleichtert mich ungemein. Ich will in erster Linie Spaß haben damit. Der Erfolg ist dann die Ernte – oder umgekehrt.
Liebe Grüße und einen schönen Frühling.
Hallo Ines, so sehe ich es auch. Man muss die Sache nicht komplizierter machen als sie ist.
Für die guten und anschaulichen Ratschläge wollte ich mal Danke sagen.
Liebe Grüße aus Mecklenburg
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